DIRK WERLE

Die Bibliothek als Gattung

Das Phänomen frühneuzeitlicher ›Bibliothecae‹ am Beispiel von Johann Jakob Fries und Paul Bolduan

1.

Frühneuzeitliche Formen literaturverzeichnender Wissenserschließung werden zumeist als ›Bibliothecae‹ und nicht als ›Bibliographiae‹ betitelt. Das erscheint aus heutiger Perspektive zunächst dadurch erklärbar, daß hier eine Metapher vorliege: Die Bezeichnung einer realen Büchersammlung bzw. des Ortes, wo sie aufgehoben wird, wird übertragen auf eine Textsorte, die in verweisender Absicht lediglich die Titel der Bücher auflistet. ›Tertium comparationis‹ ist der gemeinsame Zweck der Sammlung, Ordnung und Verfügbarmachung von Büchern und dem in ihnen enthaltenen Wissen.489 Aus der Perspektive des 17. Jahrhunderts ...

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