Kapitel 4
Seiten nummerieren
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Die Seitennummer steht immer mittig oder außen!
Die Römer-Legende
Für wissenschaftliche Texte wird von vielen Menschen angenommen, die Titelei
und das Inhaltsverzeichnis
müssten mit römischen Seitenzahlen nummeriert wer-
den. Diese Legende wird noch verschärft mit der Behauptung, auch die Anhänge,
speziell das Stichwortverzeichnis, seien mit römischen Zahlen zu paginieren –
entweder mit einer nach dem Inhaltsverzeichnis fortzusetzenden Nummerierung
oder einer neu beginnenden mit »kleinen römischen Zahlen«. (Kleine Römer gibt
es in der reinen Lehre gar nicht. Die alten Lateiner klopften ihre Zahlen immer ver-
sal in die Marmorblöcke. Minuskeln erfanden erst die Karolinger.)
Das ist alles nur Popanz! Die Nummerierung von Titelei und Inhaltsverzeichnis
mit römischen Zahlen war ursprünglich ein Notbehelf. In wissenschaftlichen
Werken nimmt das Inhaltsverzeichnis eine vorab nur schwer einzuschätzende
Anzahl Seiten in Anspruch. Als solche Werke noch von Hand oder mit der
Schreibmaschine geschrieben wurden, konnte das Inhaltsverzeichnis erst nach
Fertigstellung des Haupttextes erstellt werden.
Mit einem Trick zog man sich aus der Affäre: Erst auf der ersten Seite des Haupt-
textes begann die Seitenzählung mit 1.
Da die dem fertigen Werk nachträglich voranzustellenden Seiten auch irgendwie
paginiert werden mussten, bekamen diese einfach ihre eigene Nummerierung,
der Unterscheidung wegen mit römischen Zahlen.
Weil in der Belletristik derartige Probleme unbekannt sind, kam die Legende auf,
dass wissenschaftliche Texte zwingend einer römischen Paginierung des Vortex-
tes bedürften. Dieses Gerücht wurde bis in unsere Zeit kolportiert, ist zwar ein
Anachronismus, wird aber immer noch für bare Münze genommen.
Die aktuelle Technik der Dokumentenerstellung erfordert derartige Kunstgriffe
nicht mehr. Die einstmals der Arbeitserleichterung dienende unterschiedliche
Paginierung ist heute kontraproduktiv, denn sie verlangt vom Autor einen erhöh-
ten Formatierungsaufwand.
An dieser Stelle noch eine Anmerkung zu der in den Geisteswissenschaften
beliebten Nummerierung mit Buchstaben: Mit Buchstaben lassen sich nur maxi-
mal 26 Seiten nummerieren. Die Automatik von Word ist zwar in der Lage, auch
größere Seitenzahlen in Buchstaben darzustellen, indem sie nach Z mit AA wei-
terzählt, nach ZZ dann mit AAA etc., aber ohne Nachrechnen kommen wir beim
Betrachten einer Angabe wie z.B. III (= 62) nicht weiter, mal abgesehen von der
in diesem Beispiel bestehenden Verwechselungsgefahr mit Römern. Leider wird
dieses Wissen Ihnen nicht helfen, wenn in der Vorgabe (selbstverständlich ohne
Vorlagendatei) steht, dass Vortext, Haupttext und Nachtext unterschiedlich zu
paginieren sind. Sei’s also drum – hier finden Sie die einschlägigen Anleitungen.