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Nichts als Stress mit der
Textverarbeitung
Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medicin,
Und leider auch Theologie!
Durchaus studirt, mit heißem Bemühn.
Da steh’ ich nun, ich armer Wicht,
Und krieg den Text gestaltet nicht!
(77 % von Goethe)
Faust war unzufrieden, weil es ihm an der letzten Erkenntnis fehlte. Heutige Aka-
demiker sind unzufrieden, weil es ihrer Ausarbeitung am letzten Schliff fehlt. Die
Situationen sind ähnlich: Man lernt und forscht und recherchiert, dann schreibt
man das Ergebnis auf und ist doch unzufrieden. So eine Ausarbeitung bedarf
einer gewissen äußeren Form.
Nun mag es so scheinen, als würden die Anforderungen an die Form durch den
Einsatz von Textverarbeitungssoftware weniger streng sein als zu längst vergesse-
nen Schreibmaschinenzeiten, doch ganz im Gegenteil: Die Arbeitserleichterun-
gen werden neutralisiert durch höhere Anforderungen an die Form, denn »das
geht ja so leicht mit dem Computer«. Von den Instituten werden »Styleguides«
vorgegeben, aber nur selten die dazugehörige technische Unterstützung in Form
von Vorlagendateien geboten. Neben der Erarbeitung des Themas wird den Pro-
banden für ihre Prüfungsarbeiten auch noch die perfekte Beherrschung einer
Textverarbeitung auferlegt.
So stößt man in Hilfe-Foren immer wieder auf Probleme wie:
»Ich schreibe gerade an meiner Thesis und habe Probleme beim Erstellen des Inhaltsver-
zeichnisses.«
»Für meine Dissertation benötige ich eine andere Nummerierung der Seiten im Vor-
spann.«
»Hilfe, in meinem Projektbericht verrutschen die Seitenumbrüche.«
Nichts als Stress mit der Textverarbeitung
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Es sind immer dieselben Themen, die Probleme bereiten bei der Dokumentation
akademischer Arbeiten und jedwedem anderen umfangreichen Schriftgut.
Leichter fällt es, Fachveröffentlichungen nach Abschluss der Hochschulausbil-
dung zu layouten, denn die einschlägigen Verlage geben ihrem
Styleguide auch
Vorlagendateien mit, die zu verwenden sind. Aber auch für deren Anwendung
sind häufig erweiterte Kenntnisse der Textverarbeitung nötig, denn immer wieder
stößt man in Grauzonen vor, die von Styleguide und Vorlage nicht erfasst werden,
zur gefälligen Gestaltung aber unumgänglich sind.
Mit einer Textverarbeitung umzugehen, das ist vermeintlich keine Schwierigkeit.
Jede Bedienungsanleitung für ein beliebiges Textprogramm erweckt den Ein-
druck, allein der Besitz dieses Programms befähige den Anwender zum perfekten
Desktop Publishing, zum Gestalten kompletter Druckstücke am Bildschirm. Dass
zum gefälligen Layout doch etwas mehr gehört, stellt der unerfahrene Anwender
häufig erst dann fest, wenn die inhaltlich fertige Arbeit in Form gebracht werden
soll – also kurz vor dem Abgabetermin.
Dieses Buch soll helfen, Ihnen in solchen Situationen die teilweise versteckten
oder kryptisch anmutenden Funktionen zu erschließen, die Sie benötigen, um mit
Microsoft Word ein perfektes Druckstück zu gestalten. Dabei geht es nicht nur um
die technischen Möglichkeiten des Programms; Basiswissen der Satztechnik
gehört ebenfalls dazu, wenn Sie anspruchsvolle Ergebnisse vorweisen möchten,
denn manche Word-Funktion wird nur verständlich, wenn der Hintergrund dazu
bekannt ist. Deshalb soll dieses Buch auch einen Beitrag leisten zum besseren Ver-
ständnis der »Schwarzen Kunst«.
Gewiss, die Textverarbeitungen haben das Arbeiten erleichtert, besonders durch
die Assistenzfunktionen, die viele Aufgaben auf einen Knopfdruck oder Mausklick
reduzieren, die zu Schreibmaschinenzeiten mühsam und zeitaufwendig waren.
Doch hat die Erleichterung »per Mausklick« auch ihre Tücken, wenn die Assis-
tenzfunktion über das Ziel hinausschießt – kein seltener Fall bei Microsofts
Office-Paket. Andererseits sind die Ansprüche an die Gestaltung aber auch gestie-
gen: Mit einer Arbeit im »Schreibmaschinendesign« können Sie heute weder
Leser noch Prüfer, Juroren, Redakteure oder Gutachter überzeugen. Eine schriftli-
che Arbeit muss auch äußerlich überzeugen, nicht nur durch Inhalt.
Selbst wenn die Leser Ihres Werkes nicht mit den Geheimnissen der Satzkunst
vertraut sind, fallen ihnen doch elementare Fehler unbewusst auf und sorgen für
eine unterschwellige Beeinträchtigung des Leseverhaltens. Darum gilt, dass das
Erscheinungsbild Ihres Textes wesentlichen Einfluss auf die Akzeptanz beim
Leser besitzt, was sich bei akademischen Arbeiten auf die Bewertung und bei Ver-
öffentlichungen auf die Chance für Folgeaufträge auswirkt.
Berlin, im Oktober 2015

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