Kapitel 7
Backup and Recovery
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Das vorliegende Kapitel beschreibt die Planung und Implementierung von
Backup- und Recovery-Szenarien sowie die Benutzung und Verwaltung des Reco-
very Manager. Auf die neuen Features von Oracle 12c wird an entsprechender
Stelle hingewiesen. Das Kapitel 18, »Recovery-Szenarien für Experten«, schließt
an das hier erworbene Grundwissen an. Dort erhalten Sie einen tieferen Einblick
in die Architektur und finden Spezialthemen für die Wiederherstellung.
7.1 Begriffe
Im Oracle-Umfeld werden in Zusammenhang mit Backup and Recovery spezielle
Begriffe verwendet. Diese werden Sie in der Dokumentation und in Fachartikeln
wiederfinden.
Oracle unterscheidet aus logischer Sicht zwei Grundarten von Sicherungen:
Physical Backup
Logical Backup
Das Physical Backup ist der Hauptgegenstand einer Backup- and Recovery-Strate-
gie. Das Ziel ist die Sicherung aller zur Datenbank gehörenden Dateien und Infor-
mationen zum Zweck der vollständigen Wiederherstellung. Traditionell existieren
zwei Sicherungsmethoden: das RMAN-Backup und das User Managed Backup. Als
User Managed Backup werden alle Methoden bezeichnet, die nicht den Recovery
Manager verwenden. Die Methode wird nur noch selten eingesetzt.
Ein Logical Backup dient der Sicherung zur Wiederherstellung einzelner Daten-
bank-Objekte. Als Sicherungsmethode wird Data Pump-Export verwendet. Die
Sicherung erfolgt in Form einer oder mehrerer Binärdateien, die ausschließlich
wieder durch Data Pump gelesen werden können. Der Vorteil der Methode liegt in
der Möglichkeit, einzelne Objekte wieder in eine Datenbank einspielen zu kön-
nen. Sie beinhaltet die Option, einen Export ohne Daten, also aller Objekte mit lee-
ren Tabellen durchzuführen. Das Logical Backup wird häufig als Ergänzung zum
Physical Backup oder als Langzeitarchivierungsmethode verwendet. Detaillierte
Informationen zum Thema Data Pump finden Sie in Kapitel 8, »Schnittstellen«.
Ein Physical Backup kann auf zwei verschiedene Arten vorgenommen werden:
Online Backup, auch Hot Backup genannt,
Offline Backup, wird auch Cold Backup bezeichnet.
Während bei einem Online Backup die Datenbank für den Anwender verfügbar
bleibt, muss sie für das Offline Backup geschlossen werden.
Hinweis
Ein Online Backup mit dem Recovery Manager ist nur möglich, wenn die Daten-
bank im Archivelog-Modus läuft.
7.1
Begriffe
149
Eine Oracle-Datenbank lässt sich in den folgenden zwei Modi betreiben:
Archivelog-Modus
Noarchivelog-Modus
hrend im Archivelog-Modus die Online Redo Log-Dateien vor dem Überschrei-
ben in ein Archive gesichert werden, gehen im Noarchivelog-Modus die darin
gespeicherten Informationen verloren. Viele Produktionsdatenbanken laufen im
Archivelog-Modus. Der Grund liegt in den folgenden Vorzügen:
Die Datenbank kann zu einem beliebigen Zeitpunkt wieder hergestellt werden.
Die Sicherung erfolgt im laufenden Betrieb ohne größere Einschränkungen.
Weitere Features wie zum Beispiel das Erstellen von Standby-Datenbanken,
Datenbankkopien oder Tablespace Point-in-Time Recovery (TSPITR) können
genutzt werden, ohne dass die Datenbank gestoppt werden muss.
Die Wiederherstellung einer Datenbank zu einem beliebigen Zeitpunkt erfolgt in
den Schritten Restore und Recovery. Der Restore-Prozess speichert die Dateien vom
Backup vor dem Wiederherstellungszeitpunkt zurück. Im Recovery-Prozess wer-
den die Änderungen zwischen Backup und dem gewählten Zeitpunkt zur Wieder-
herstellung mithilfe der Archived Redo Log-Dateien nachgepflegt.
Mit dem Recovery-Manager können mehrstufige inkrementelle Backups erstellt wer-
den. Dabei werden nur Datenblöcke gesichert, die sich seit dem letzten Full Backup
oder inkrementellen Backup geändert haben. Seit Einführung des Block Change
Tracking-Feature in der Version 10g sparen inkrementelle Backups nicht nur Platz,
sondern laufen auch wesentlich kürzer in Abhängigkeit vom Anteil der geänderten
Blöcke. Inkrementelle Backups sind besonders für große Datenbanken zu empfeh-
len. Das Rückspeichern eines inkrementellen Backups ist wesentlich schneller als
ein Recovery-Prozess für dieselbe Menge von geänderten Datenblöcken.
Datenbanksicherungen können mit folgenden Prädikaten versehen werden:
Consistent Backup
Inconsistent Backup
Die in einem Consistent Backup enthaltenen Tablespace- und Kontrolldateien sind
mit einem Checkpoint abgeschlossen und weisen dieselbe System Change Number
(SCN) auf. Der einzige Weg, ein Consistent Backup durchzuführen, ist, die Daten-
bank mit den Optionen IMMEDIATE, TRANSACTIONAL oder NORMAL zu
schließen und anschließend ein Offline Backup durchzuführen. Die Wiederher-
stellung aus einem Consistent Backup zeichnet sich dadurch aus, dass kein Reco-
very-Prozess erforderlich ist.
Ein Inconsistent Backup ist eine Sicherung, in der die Tablespace- und Kontrollda-
teien unterschiedliche SCN besitzen. Andererseits kann eine Oracle-Datenbank
nur geöffnet werden, wenn alle Dateien dieselbe SCN aufweisen. Damit ist zusätz-

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