2.6
Administrationswerkzeuge
53
Als letzte Besonderheit sei an dieser Stelle genannt: Das Standardverzeichnis für die
Passwortdatei sowie das SPFILE befindet sich unter Unix in »$ORACLE_HOME/
dbs«, dagegen unter Windows in »%ORACLE_HOME%\database«.
2.6 Administrationswerkzeuge
Die Administration einer Oracle-Datenbank kann sowohl von der Kommandozeile
als auch mithilfe grafischer Oberflächen erfolgen. Mit der Kommandozeile kön-
nen alle Features bedient und alle Kommandos ausgeführt werden. Auf die Frage,
ob die Kommandozeile oder Werkzeuge mit grafischer Oberfläche bevorzugt wer-
den sollen, gibt es keine eindeutige Antwort. Sinnvoll ist, das für den konkreten
Anwendungsfall jeweils effektivere Werkzeug einzusetzen.
Die gebräuchlichsten Werkzeuge für die Administration einer Oracle-Datenbank
sind:
Kommandozeile (SQL*Plus, RMAN, DGMGRL, ASMCMD usw.)
Oracle Enterprise Manager
Oracle SQL Developer
Toad (Quest Software)
2.6.1 Administration mit der Kommandozeile
Einer der Nachteile der Administration mit der Kommandozeile ist, dass man die
Syntax der Befehle kennen oder nachschlagen muss. Aus diesem Grund wird die
Kommandozeile insbesondere von Einsteigern gern vermieden. Allerdings ist sie
in vielen Fällen unverzichtbar und für bestimmte Einsatzgebiete effektiver als grafi-
sche Werkzeuge. Bedenken Sie auch, dass möglicherweise in einer Betriebsumge-
bung des Kunden Werkzeuge mit grafischer Oberfläche gar nicht zur Verfügung
stehen. Dagegen sind die Werkzeuge für die Kommandozeile stets und in jeder
Oracle-Edition verfügbar.
Betrachten wir zum Beispiel folgende Aufgabe: Für alle Standardbenutzer soll die
Default Tablespace von »USER« auf »USER_2« geändert werden. Welches Werk-
zeug würden Sie einsetzen, insbesondere wenn die Anzahl der zu ändernden
Benutzer groß ist? SQL*Plus bietet die Möglichkeit, ein SQL-Skript durch Abfrage
des Datenbankkatalogs der Datenbank zu generieren.
SQL> SET HEAD OFF
SQL> SET FEEDBACK OFF
SQL> SPOOL change_default_ts.sql
SQL> SELECT 'ALTER USER '||username||' DEFAULT TABLESPACE USERS_2;'
2 FROM dba_users WHERE DEFAULT_TABLESPACE='USERS';
ALTER USER PM DEFAULT TABLESPACE USERS_2;
ALTER USER BI DEFAULT TABLESPACE USERS_2;
. . .
SQL> SPOOL OFF
Kapitel 2
Installation und Konfiguration
54
Stellen Sie sich vor, wie viele Mausklicks in einem grafischen Tool erforderlich
sein würden, das jeweils nur die Änderung eines einzelnen Benutzers zulässt.
Darüber können SQL-Skripte problemlos in Batch-Jobs jeder Art eingebunden
werden. Insbesondere wenn diese für bestimmte Zeiten eingeplant und automa-
tisch (unbeaufsichtigt) laufen sollen, sind Kommandozeilenwerkzeuge unver-
zichtbar. Das Beispiel in Listing 2.24 zeigt, wie einfach SQL*Plus in ein Shell-
Skript des Betriebssystems eingebunden werden kann.
2.6.2 Administration mit dem Oracle Enterprise Manager
Der Oracle Enterprise Manager ist für die tägliche Datenbankadministration zu
empfehlen. Ein entscheidender Vorteil ist, dass er mit dem Erscheinen einer
neuen Version verfügbar ist und die neuen Features direkt unterstützt. Er kommt
in der Version 12c in zwei Varianten:
Oracle Enterprise Manager Cloud Control
Oracle Enterprise Manager Express
Der OEM Cloud Control ist für große Umgebungen mit vielen Zielsystemen konzi-
piert und wird zentral als eigenes Produkt installiert. Der OEM Express ist Bestand-
teil der einzelnen Datenbankinstallation und findet sein Einsatzgebiet in
Umgebungen, in denen die Verwendung des OEM Cloud Control nicht sinnvoll
oder nicht möglich ist. Er löst den OEM Database Control der Version 11g ab, aller-
dings mit einem reduzierten Funktionsumfang. Dennoch bietet er die grundlegen-
den Funktionen, mit denen der Datenbankadministrator viele seiner täglichen
Aufgaben bewältigen kann. Ein Vorteil der neuen Architektur in Oracle 12c ist, dass
der OEM Express parallel mit dem OEM Cloud Control betrieben werden kann.
SQL> SET HEAD ON
SQL> SET FEEDBACK ON
SQL> @change_default_ts.sql
Listing 2.23: Ein SQL-Skript durch Abfrage des Datenbankkatalogs generieren
#!/bin/ksh
export ORACLE_SID=MITP
export ORAENV_ASK=NO
. oraenv
while true; do
sqlplus -s / as sysdba << EOF
SELECT TABLESPACE_NAME,SUM(bytes)/1024/1024/1024 MB_FREI
FROM dba_free_space
GROUP BY tablespace_name ORDER BY 1;
EOF
sleep 10
done
Listing 2.24: Shell-Skript mit integriertem Aufruf von SQL*Plus
2.6
Administrationswerkzeuge
55
Der OEM Express basiert auf dem Browser, ist in die Oracle-Datenbank integriert
und über den XDB Listener erreichbar. Die URL lautet: https://<hostname>:<port>/
em. Die Standard-Portnummer ist »5500«. Sie könneN die Portnummer mit der
folgenden SQL-Anweisung abfragen:
Eine übersichtliche Unterteilung in die vier Menüpunkte »Konfiguration«, »Spei-
cherung«, »Sicherheit« und »Performance« ermöglichen eine schnelle Naviga-
tion. Unter dem Menüpunkt »Speicherung« sind die wichtigsten Funktionen zur
Administration von Tablespaces, Redo Log-Dateien und Kontrolldateien zusam-
mengefasst, wobei der Punkt »Sicherheit« die Themen Benutzer, Rollen und Pro-
file abdeckt. Der Performance Hub gibt einen guten Überblick zur aktuellen
Verfassung der Datenbank. Weiterhin ist es möglich, Top SQL und Top Sessions
zu identifizieren und lang laufende SQL-Anweisungen zu überwachen. Der SQL
Tuning Advisor ist ebenfalls integriert.
Abb. 2.25: Der Performance Hub des EM Express
SQL> SELECT DBMS_XDB_CONFIG.GETHTTPSPORT() FROM dual;
DBMS_XDB_CONFIG.GETHTTPSPORT()
------------------------------
5500
Tipp
In vielen Masken des OEM finden Sie den Button »SQL anzeigen«. Darüber wird
die generierte SQL-Anweisung angezeigt, die Sie auch über SQL*Plus ausführen
können. Das Feature ist nützlich, um die Standardbefehle abzurufen und sie
sich einzuprägen.

Get Oracle 12c - Das umfassende Handbuch now with the O’Reilly learning platform.

O’Reilly members experience books, live events, courses curated by job role, and more from O’Reilly and nearly 200 top publishers.