Lesermodelle und Lesertheorien

Book description

Literaturwissenschaftliche Theorie und Praxis ist von einer bislang kaum wahrgenommenen Asymmetrie gekennzeichnet: dem Kontrast zwischen den intensiven Bemühungen, Rezeptionsforschung und -theorie als Disziplin wissenschaftlich zu fundieren, und den unzulänglichen Versuchen, die aus diesen Positionen hervorgehenden Lesermodelle systematisch zu erfassen. Eine solche Systematisierung steht im Zentrum dieser wissenschaftstheoretischen Arbeit.

Ein ähnliches Ungleichgewicht besteht zwischen dem großen Aufwand, mit dem Editionsphilologien eine standardisierte Sicherung von Primärtexten als Vorbereitung der Textinterpretation betreiben, und der limitierten Aufmerksamkeit, die dabei historischen Rezeptionstexten eingeräumt wird. Während der erste Teil der Arbeit Lesermodelle systematisiert und hinsichtlich ihrer Funktionalisierbarkeit für eine historisierende Literaturwissenschaft prüft, formuliert der zweite Teil eine theoretische Begründung und einen methodischen Entwurf der historisierenden Rezeptionsanalyse. Sie sichtet und sichert Rezeptionszeugnisse realer Leser zur Stützung der interpretativ-hermeneutischen, sozialhistorischen und im weitesten Sinne empirischen Argumentation literaturwissenschaftlicher Historisierung.

Table of contents

  1. Narratologia
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Widmung
  5. Vorwort
  6. Inhaltsverzeichnis
  7. I EINLEITUNG - Die theoriegeschichtliche Entwicklung literaturwissenschaftlicher Lesermodelle
    1. 1 Theoriegeschichte des Lesers
      1. 1.1 Vom Autor zum Text
      2. 1.2 Vom Text zum Leser
    2. 2 Das Forschungsvorhaben
      1. 2.1 Der reale Leser in der historisierenden Rezeptionsanalyse
      2. 2.2 Die pragmatische Umsetzung dieses Forschungsvorhabens
  8. II PROBLEMFELDER - Historisierung, Fiktionalität und Kategorisierung
    1. 1 Probleme historisierender Interpretationskonzeptionen
      1. 1.1 Methodische und historische Adäquatheit von Lesermodellen
      2. 1.2 Historisierung und das Anachronismusproblem
      3. 1.3 Historisierung und das Fiktionalitätsproblem
      4. 1.4 Mögliche Rezeptionsszenarien literarischer Texte
    2. 2 Probleme der Kategorisierung von Lesermodellen
      1. 2.1 Die Interdisziplinarität des Forschungsfeldes
      2. 2.2 Die disziplinäre Beschränkung
      3. 2.3 Drei Differenzierungskategorien: Ontologie, Funktion, Epistemologie
  9. III KATEGORISIERUNG - Der reale Leser in Abgrenzung zu anderen literaturwissenschaftlichen Lesermodellen
    1. 1 Ontologie literaturwissenschaftlicher Lesermodelle
      1. 1.1 Die ontologische Modellierung des realen Lesers als Problem
      2. 1.2 Der ontologische Möglichkeitsrahmen: Reale, probabilistische, theoretische und fiktionale Lesermodelle
        1. 1.2.1 Modelle nicht-realer Leser: Exemplarische Differenzierungen
          1. 1.2.1.1 Unproblematische Differenzierung: Fiktionale Leser
          2. 1.2.1.2 Problematische Differenzierung: Leserfiktion
        2. 1.2.2 Modelle realer Leser: Das Beispiel des Lesertyps
      3. 1.3 Die Beeinflussung der Leserkonzepte durch Theorie
      4. 1.4 Die (engen) Grenzen der Theoretisierbarkeit realer Leser
    2. 2 Funktionen literaturwissenschaftlicher Lesermodelle
      1. 2.1 Die Funktion der Kontextrestriktion
      2. 2.2 Restriktionskategorien: Diastratische, diatopische und diachronische Kontextlimitationen
    3. 3 Epistemologie literaturwissenschaftlicher Lesermodelle
      1. 3.1 Subjektivistische Lesermodelle
        1. 3.1.1 Subjektivität als Kontextbedingung des Verstehens
        2. 3.1.2 Poststrukturalistische Lese(r)konzepte
          1. 3.1.2.1 Derridas idiosynkratisches Lese(r)modell
          2. 3.1.2.2 Barthes’ Modelle des lesenden und des schreibenden Lesers
          3. 3.1.2.3 De Mans Modell des vortheoretischen Lesens
        3. 3.1.3 Resümee subjektivistischer Kritik
      2. 3.2 Objektivistische Lesermodelle
        1. 3.2.1 Text- und Interpretationsobjektivismus
        2. 3.2.2 Empirische Lesermodelle
        3. 3.2.3 Systemtheoretische Lesermodelle
        4. 3.2.4 Hermeneutischer Objektivismus
        5. 3.2.5 Resümee objektivistischer Verstehensmodelle
        6. 3.3 Interaktionistische Lesermodelle
        7. 3.3.1 Literaturdidaktische Forderungen
        8. 3.3.2 Phänomenologische Grundlagen
        9. 3.3.3 Hermeneutische Grundlagen
        10. 3.3.4 Semiotische Idealisierungen
        11. 3.3.5 Rezeptionstheoretische Modellierungen
        12. 3.3.6 Resümee interaktionistischer Modelle
  10. IV ERGEBNISSE - Theorie-Reflexion und Vorbereitung historisierender Interpretationspraxis
    1. 1 Ergebnisse der ontologischen, funktionalen und epistemologischen Kategorisierung
      1. 1.1 Methodologische Reflexion
      2. 1.2 Inhaltliche Ergebnisse
    2. 2 Erweiterung dieser Ergebnisse: Epistemologische Vorzüge realer Lesermodelle
  11. V PRAXIS UND PRAXEOLOGIE - Die Anwendbarkeit von Lesermodellen in der historisierenden Literaturwissenschaft
    1. 1 Anwendungsbeispiel A: Nicht-reale Lesermodelle in der historisierenden Interpretation
      1. 1.1 Der implizite Leser in der Theorie
      2. 1.2 Der implizite Leser in der interpretativen Praxis
      3. 1.3 Resümee: Praktische Kritik theoretischer Lesermodelle
    2. 2 Anwendungsbeispiel B: Reale Lesermodelle in der historisierenden Rezeptionsanalyse
      1. 2.1 Systematik: Varianten historisierender Rezeptionsforschung
      2. 2.2 Konkrete Anwendungsbeispiele und Anwendungsmöglichkeiten einer realleserbasierten historisierenden Rezeptionsanalyse
  12. Literaturverzeichnis
  13. Personenindex

Product information

  • Title: Lesermodelle und Lesertheorien
  • Author(s): Marcus Willand
  • Release date: May 2014
  • Publisher(s): De Gruyter
  • ISBN: 9783110368406