Lektion 1: Konfigurieren von Hyper-V für hohe Verfügbarkeit 127
Lektion 1: Konfigurieren von Hyper-V für hohe Verfügbarkeit
Hohe Verfügbarkeit ist eine Grundvoraussetzung für jede Hostserverumgebung, weil auf
jedem Hostserver mehrere virtuelle Computer ausgeführt werden. Niemand kann sich den
potenziellen Produktivitätsverlust leisten, der sich ergibt, wenn alle auf einem Hostserver
betriebenen virtuellen Produktivcomputer nur deswegen ausfallen, weil der Hostserver
ausfällt. Daher bildet der Stoff dieser Lektion in jeder Ressourcenpoolinfrastruktur ein
Schlüsselelement.
Am Ende dieser Lektion werden Sie in der Lage sein, die folgenden Aufgaben auszuführen:
Beschreiben der allgemeinen Funktionsweise der Failover-Clusterunterstützung
Beschreiben der Voraussetzungen für eine Failover-Clusterunterstützung
Erstellen eines Hyper-V-Clusters mit zwei Knoten
Verwalten von Hyper-V-Hostclustern
Veranschlagte Zeit für diese Lektion: 60 Minuten
Grundlagen der Failover-Clusterunterstützung
Microsoft hat die Failover-Clusterunterstützung für Windows Server 2008 erweitert, um das
Konzept der Hostserver besser unterstützen zu können. Vor dem Erscheinen von Windows
Server 2008 mit Hyper-V wurden Failover-Cluster hauptsächlich zum Schutz von wichtigen
Workloads verwendet, beispielsweise von Microsoft Exchange-E-Mail-Systemen, SQL
Server-Datenbanksystemen, Datei- und Drucksystemen und anderen Computern, die aus der
Sicht der Organisationen stets einsatzbereit sein sollten. Beachten Sie, dass sich nicht alle
Workloads, die unter Windows ausgeführt werden, für das Failover-Clustering eignen. Win-
dows Server 2008 bietet auch die Möglichkeit, durch Netzwerklastenausgleich (Network
Load Balancing, NLB) eine höhere Fehlertoleranz zu erreichen.
NLB
erreicht
die
Redundanz
eines
Dienstes
durch
die
Verwendung
einer
zentralen
IP-Adresse
für diesen Dienst. Der Dienst leitet Anfragen, die unter dieser zentralen Adresse eintreffen,
an die Server weiter, die zur NLB-Farm gehören. Fällt einer dieser Server aus, nimmt NLB
ihn
automatisch
vorläufig
aus
der
Farm
heraus
und
leitet
die
eintreffenden
Anfragen
an
andere
verfügbare Farmmitglieder weiter. Da NLB in diesem Sinne ein Verteiler für eintreffende
Anfragen ist, müssen alle Computer aus der NLB-Farm über identische Inhalte verfügen,
damit die Endbenutzer nicht bei jedem Besuch andere Voraussetzungen vorfinden. Aus die-
sem Grund eignen sich Front-End-Webserver sehr gut für NLB-Farmen. Webserver bieten
häufig Inhalte an, die von den Benutzern zwar gelesen, aber nicht geändert werden können.
Auf welchem Server sich der Benutzer gerade befindet, ist nicht wichtig, weil die Inhalte
überall gleich sind. Aufgrund der Natur des NLB-Dienstes sind zustandslose Dienste am
besten für NLB-Farmen geeignet. Damit sind Dienste gemeint, in denen der Benutzer die
Daten nicht ändert, sondern die Inhalte nur liest. NLΒ-Cluster können bis zu 32 Knoten ent-
halten (Abbildung 3.1).
128 Kapitel 3: Vervollständigen der Ressourcenpoolkonfigurationen
Abbildung 3.1 Ein zustandsloser NLB-Cluster kann bis zu 32 Knoten enthalten
Failover-Cluster unterscheiden sich insofern von NLB-Clustern, als es sich um zustands-
behaftete Dienste (stateful services) handelt. Damit sind Dienste gemeint, die Änderungen
der von ihnen verwalteten Daten zulassen. Datenbanken, Mailbox-Speicher, Dateispeicher
und Druckerdienste sind Beispiele für Dienste, die zustandsbehaftete Informationen ver-
walten – Informationen, die häufig geändert werden, wenn ein Benutzer mit ihnen arbeitet.
Deswegen enthält der Failover-Cluster keine Computer mit identischen Inhalten. Jeder Com-
puter kann zwar im Prinzip jeden Dienst anbieten, aber die Informationen, mit denen die
Computer arbeiten, unterscheiden sich. Da sich die Informationen immer wieder ändern
können, wird ein bestimmter Dienst zu jedem Zeitpunkt immer nur auf einem der Server
betrieben. Darin unterscheidet sich der Failover-Cluster vom NLB-Cluster, in dem jeder
Computer dieselben Dienste anbietet.
Die Failover-Clusterunterstützung von Windows Server 2008 sieht zwei Konfigurations-
typen vor: Cluster, die sich auf einen Standort beschränken (Ein-Standort-Cluster oder kurz
Standortcluster), und Cluster, die sich über mehrere Standorte erstrecken (standortübergrei-
fende
Cluster
oder
Mehrfachstandortcluster).
In
einem
Ein-Standort-Cluster
werden
die
Clus-
terknoten mit einem gemeinsam verwendeten Massenspeicher verbunden (Abbildung 3.2).
Dieser gemeinsame Massenspeicher wird in mehrere Container oder logische Einheiten
(Logical Units, LUNs) unterteilt, von denen jede an einen bestimmten Dienst gebunden
wird. Jeder Knoten des Clusters, der für die Fehlertoleranz eines bestimmten Dienstes sorgt,
verfügt über Verknüpfungen mit der LUN, unter der die Daten für den Dienst gespeichert
sind. Wenn Sie zum Beispiel einen Exchange Mailbox-Server-Cluster mit zwei Knoten be-
treiben, verfügt jeder Knoten über einen Pfad zu der LUN, die die Postfächer enthält. Zu
einem bestimmten Zeitpunkt verfügt aber jeweils nur einer der Knoten über eine aktive Ver-
bindung mit der LUN. Tritt in diesem Knoten ein Fehler auf, wird der Dienst automatisch
auf den zweiten Knoten verschoben (Failover). Wenn der zweite Knoten den Dienst über-

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