Nachwort

Die Volkswirtschaftslehre hat ihre Grenzen und, wie jeder erfahrene Ökonom aus der Praxis weiß, auch ihre Tugenden. Die besondere Stärke dieser trockenen Wissenschaft liegt in der Strenge ihrer analytischen Instrumente, mit deren Hilfe sie Kräfte beziehungsweise Spannungen identifiziert, die wichtige zeitlich begrenzte Korrekturen für Ökonomien im Ungleichgewicht beschreiben. Die Konjunkturprognose ist in dieser Hinsicht typisch, weil sie einen Wirtschaftsauf- oder -abschwung vorhersagt. Die Wiederherstellung des globalen Gleichgewichts ist eine ähnlich analytisch erstellte Prognose, weil sie beispielsweise die notwendigen Korrekturen für eine unausgewogene Welt beschreibt – zum Beispiel, dass die asiatischen Sparer zu Konsumenten und die amerikanischen Konsumenten zu Sparern werden.

Die Volkswirtschaftslehre ist allerdings sehr schlecht, was die Vorhersage des Zeitpunkts betrifft, an dem diese Korrekturen stattfinden werden. Ökonomien können sehr lange Spannungen aushalten, bis diese endlich ihre Bruchstelle erreichen. Beispiele hierfür sind Amerikas scheinbar chronisches Leistungsbilanzdefizit, Chinas Überschüsse und Europas strukturelle Schwächen. In jedem einzelnen Fall gibt es keine Zweifel am letztendlichen Ausgang der Entwicklungen – ein schwächerer Dollar, die Geburt des chinesischen Konsumenten oder eine chronisch hohe Arbeitslosenquote in Europa. Die Frage lautet letztlich, wann das alles geschieht, nicht, ob überhaupt. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich ...

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