594 Kapitel 12: Terminaldienste
Praxistipp
Orin Thomas
Eines Tages, als ich noch bei einem großen australischen Industriebetrieb Systemadminis-
trator war, erhielt ich einige Anrufe von den Benutzern des Terminalservers des Unter-
nehmens. Das Unternehmen hatte den Server kurz zuvor mit dem Ziel bereitgestellt, Geld
zu sparen. Er versetzte Benutzer, die nur über ältere Workstations verfügten, in die Lage,
neuere Anwendungen zu verwenden, ohne die Computer nachrüsten zu müssen. Die Be-
nutzer beschwerten sich bei mir, dass der normalerweise recht flotte Server jeden Nach-
mittag nach 14 Uhr die Leistungscharakteristik eines betäubten Wombats aufwies. Ich
meldete mich kurz auf dem Server an, um die Beschwerden zu überprüfen. Nach einigen
kurzen Tests kam ich zu dem Ergebnis, dass der Server selbst dann nur eine relativ gerin-
ge Prozessorauslastung aufwies, wenn alle 25 Benutzer, die sich anmelden konnten, über
eine aktive Sitzung verfügten. Da etwas Ungewöhnliches vorzugehen schien, richtete ich
den Leistungsmonitor so ein, dass er die Leistung überwachte und Protokoll führte. Am
frühen Nachmittag des nächsten Tages meldete ich mich an und überprüfte die Aufzeich-
nungen. Aus dem Protokoll ging hervor, dass es kurz zuvor zu einer sehr starken Auslas-
tung des Prozessors gekommen war. Eine genauere Untersuchung ergab, dass ein einziger
Prozess dafür verantwortlich war, der von einem bestimmten Benutzer verwendet wurde
und fast die gesamten Ressourcen des Terminalservers beanspruchte. Der Benutzer ließ
jeden Tag gegen 14 Uhr ein bestimmtes Buchhaltungs-Analyseprogramm laufen. Dieses
Programm verschlang so viel Rechenleistung, dass es alle anderen Sitzungen, die auf dem
Server liefen, ausbremste. Ich musste irgendwie sicherstellen, dass die anderen 24 Benut-
zer des Terminalservers nicht darunter zu leiden hatten, wenn der eine Benutzer aus der
Buchhaltung seine anscheinend wichtige Anwendung startete. Heute würde ich das Pro-
blem mit dem Windows-Systemressourcen-Manager lösen und eine Richtlinie festlegen,
die eine gleichmäßigere Aufteilung der Ressourcen bewirkt. Hätte ich das damals schon
tun können, wäre das wahrscheinlich die Lösung des Problems gewesen. Aber damals
stand mir so ein Tool nicht zur Verfügung. Letztlich blieb uns nichts anderes übrig, als für
den betreffenden Benutzer eine neue Workstation zu beschaffen. Anschließend konnte er
sein Buchhaltungs-Analyseprogramm lokal benutzen, ohne die Terminaldienstesitzungen
der anderen Benutzer zur Reaktionsfähigkeit des besagten betäubten Wombats zu ver-
dammen.